10.11.2025 17:30 Uhr
„Nur funktionierende ambulante Strukturen können Notaufnahme nachhaltig entlasten“: Landrat Möller fordert von der Kassenärztlichen Vereinigung längere Öffnungszeiten der Notdienstpraxis im Landkreis Göppingen.
Landrat Markus Möller hat sich in einem Schreiben an die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW), Dr. Doris Reinhardt, für eine Verbesserung der ambulanten Notfallversorgung im Landkreis Göppingen ausgesprochen. Konkret fordert er eine Ausweitung der Öffnungszeiten der Notdienstpraxis im Landkreis, um die zentrale Notaufnahme des ALB FILS KLINIKUMs spürbar zu entlasten.
Die Notaufnahme des ALB FILS KLINIKUMs arbeitet seit Monaten an der Belastungsgrenze. Im Jahr 2024 wurden dort erstmals über 50.000 Patientenkontakte gezählt – durchschnittlich mehr als 130 pro Tag. Ein großer Teil dieser Patientinnen und Patienten wird ambulant behandelt. Damit übernimmt die Notaufnahme Aufgaben, die eigentlich in den Verantwortungsbereich der niedergelassenen Ärzteschaft und der Kassenärztlichen Vereinigung fallen.
„Wir erleben täglich, dass Patientinnen und Patienten mangels alternativer ambulanter Anlaufstellen den Weg ins Krankenhaus wählen – oft mit Anliegen, die durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte hätten versorgt werden können“, erklärt Landrat Markus Möller.
Der Landkreis ist gesetzlich ausschließlich für die stationäre Gesundheitsversorgung zuständig. Tatsächlich trägt er jedoch zunehmend auch Kosten für die ambulante Versorgung, weil diese in der Praxis häufig in der zentralen Notaufnahme des Klinikums erfolgt. „Diese strukturelle Fehlentwicklung belastet nicht nur das Klinikpersonal und gefährdet auf Dauer die Patientensicherheit, sondern führt auch zu erheblichen Mehrkosten für den Landkreis“, so Möller weiter. „Ich sehe nicht ein, warum der Landkreis Göppingen mittelbar Aufgaben der ambulanten Versorgung finanzieren sollte. Jeder muss seiner Verantwortung gerecht werden.“
Die Situation verschärft sich durch die stark eingeschränkten Öffnungszeiten der KV-Notdienstpraxis im Landkreis. Konkret spricht sich Möller für eine Erweiterung der Öffnungszeiten der Notdienstpraxis aus – orientiert an den geplanten gesetzlichen Vorgaben im Rahmen der Reform der Notfallstrukturen, mindestens jedoch an den Öffnungszeiten von Notdienstpraxen in Nachbarlandkreisen. Selbst eine aktuell von der KVBW in Aussicht gestellte Erweiterung der Öffnungszeiten am Wochenende würde noch deutlich hinter den Regelungen in den Nachbarlandkreisen zurückbleiben. Unter der Woche bleibt die Praxis derzeit geschlossen.
„Auch wenn sich die gesetzlichen Vorgaben derzeit noch im Entwurfsstadium befinden, wäre eine frühzeitige Anpassung der Öffnungszeiten im Sinne der Entlastung der Notaufnahmen sinnvoll. Nur funktionierende ambulante Strukturen können die Notaufnahme nachhaltig entlasten“, betont Möller.
Darüber hinaus fordert der Landrat eine bessere telefonische Erreichbarkeit des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Nummer 116 117, um unnötige Wege in die Notaufnahme zu vermeiden. Außerdem regt er eine enge Zusammenarbeit mit der KVBW bei einem geplanten Modellprojekt an: dem sogenannten „gemeinsamen Tresen“. Dieses Konzept sieht eine zentrale Ersteinschätzung der eintreffenden Patientinnen und Patienten vor, um sie je nach Dringlichkeit entweder in die Notaufnahme oder in die benachbarte KV-Notfallpraxis zu leiten. Vergleichbare Modelle werden in anderen Regionen bereits erfolgreich umgesetzt und könnten auch in Göppingen für mehr Effizienz und Entlastung sorgen.
(Quelle: Landratsamt Göppingen)
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