09.10.2025 11:47 Uhr
Am Donnerstag, den 16. Oktober findet um 19 Uhr im Ebersbacher Stadtmuseum ein Votrag zum Thema "True Crime" statt.
Uwe Geiger wird über einen wahren Kriminalprozess referieren, der im Zusammenhang mit dem 750-Jahr-Jubiläum von Roßwälden steht.
1926 erregte ein Mordfall die Gemüter in Bayern. Auf einem abgelegenen Bauernhof in der Nähe des Ammersees wurde ein junger Knecht ermordet aufgefunden. Schnell deutete alles auf den jungen Pächter des Gutshofs als Täter hin, doch dieser war verschwunden. Wie die polizeilichen Ermittlungen ergaben, lebte der verschwundene Pächter unter einem falschen Namen. Sein richtiger Name lautete Otto Klein und geboren wurde er 1892 in Roßwälden.
1927 wurde der gebürtige Roßwälder schließlich in Augsburg durch das Fallbeil auf der Guillotine enthauptet. Über den Gerichtsprozess berichtete die bayrische Presse ausführlich, hingegen war das Echo in der württembergischen Presse sehr zurückhaltend. Der aus Augsburg stammende Berthold Brecht war in jener Zeit auf Besuch bei seinen Eltern und nahm den Rummel um den jungen Mörder hautnah wahr. Der Prozess bewegte ihn und inspirierte den damals schon sehr bekannten Brecht zu einem Gedicht. Es ist das Augsburger Sonett Nr. 1. Es war nicht nur der Fall an sich, auch die Person und die Tat Otto Kleins sowie das Muster des Falls, hatten Bertold Brecht angesprochen. Er sah sich darin bestätigt, dass die Gesellschaft aufgrund ihrer Verhältnisse und Mechanismen Einzelne und Unschuldige vor sich hertreibe. Das von Brecht verfasste Gedicht wurde erst 1982 mit den anderen „Augsburger Sonetten“ veröffentlicht. Dadurch wurde der Täter zur literarischen Figur. 2015 wurde das originale
Typoskript des Sonetts Nr. 1 der Brecht-Forschungsstätte in Augsburg geschenkt. Brecht Forscher Jürgen Hillesheim erforschte daraufhin, die Hintergründe zur Entstehung des Gedichtes und warum die Verse provokant sind.
Für das Roßwälder 750-Jahr-Jubiläum wurde die Biographie des gebürtigen Roßwälders von Stadtarchivar Uwe Geiger weiter erforscht. Ein ausführlicher bebilderter Aufsatz über das teilweise bedrückte Leben des gebürtigen Roßwälders ist im Buch „Mehr als 750 Jahre Roßwälden“ nachzulesen. Der Vortrag geht auf die Jugend des Täters und sein Elternhaus in Roßwälden ein und erzählt über das dürftige Leben als Dienstknecht. Ein Ausweg aus der Misere sah Otto Klein durch die Pacht eines Bauernhofs in Bischofsried am Ammersee. Hier verstrickte er sich immer mehr in Lügen und Identitätsbetrug. Zuletzt erschoss er einen Freund, dessen Namen er angenommen hatte.
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit das Roßwälder Jubiläumsbuch mit dem Aufsatz über Otto Klein zu erwerben. Das Buch hat 316 Seiten und kostet 29,90 Euro.
(Quelle & Bild: Ebersbach an der Fils)
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