29.09.2023 14:09 Uhr
Der Unternehmer und Kreisrat Georg Gallus aus Hattenhofen hat sich in einem offenen Brief bei der Staatsanwaltschaft beschwert.
Die hat angekündigt, das Verfahren zu seinem Fall einstellen zu wollen. Gallus war im Februar am frühen morgen in seinem Schlafzimmer durch das Fenster mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt worden. Bis heute fehlt vom Täter jede Spur. Gallus kritisiert in dem Brief, dass er aus der Zeitung habe erfahren müssen, dass das Verfahren nicht weiterlaufen soll und es keinen direkten Kontakt dazu mit ihm gab. Er wirft dem Staatsanwalt unter anderem vor, eher an den Täter als an das Opfer zu denken.
Hier wird der offene Brief komplett zitiert:
„Sehr geehrter Herr Oberstaatsanwalt, wie ich der NWZ vom 27.09.2023 entnehmen musste, stellt die Staatsanwaltschaft Ulm die Ermittlungen in meinem Fall ein. Erlauben Sie mir, dass ich aus Opfersicht dazu Stellung beziehe. Zunächst bin ich überrascht, dass ich diese Nachricht aus der Zeitung erfahre. Die Ermittlungsarbeit der Polizei kann ich nicht genug wertschätzen; dabei wurde mir immer versichert, dass ich Neuigkeiten zu meinem Fall aus erster Hand erfahre. Mein Eindruck ist, Sie denken ausschließlich an den Täter. Haben Sie bei Ihren Aussagen auch an die Opfer gedacht? Haben Sie daran gedacht, wie Sie durch Ihre Aussagen das Sicherheitsrisiko für die Opfer erhöhen? Geben Sie mit Ihren bewusst für die Öffentlichkeit gemachten Aussagen nicht auch Täterwissen preis, so dass das Opfer weiter um sein Leben fürchten muss? Ihr Statement zur Einstellung des Verfahrens wird als Offenbarungseid des Staates verstanden werden. Das Wissen darüber kann zu einer Ermunterung des Täters führen, seine Tat final zu vollenden. Man könnte meinen, ich werde dem Wolf zum Fraß hingeworfen. Dieses Gefühl ist kein Gutes, ich wünsche es niemandem.
Ein Weiteres ist die Öffentlichmachung einer Belohnung. Ich weiß, dass im Frühsommer eine Geldbelohnung in fünfstelliger Höhe für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, ausgelobt wurde. Die Staatsanwaltschaft hat dies mit der Begründung verwehrt, es wäre ja dann ein Eingeständnis des Staates für seine Erfolglosigkeit. Auch eine Staatsanwaltschaft sollte mithelfen, jeden noch so dünnen Faden zu ergreifen, um erfolgreich zu sein. Es ist weit gekommen, wenn der Staat sein eigenes Ego höher bewertet als die Sicherheit eines Opfers. Die Würde eines jeden Menschen ist unantastbar.
Sehr geehrter Herr Oberstaatsanwalt, bitte teilen Sie mir zeitnah die Neubewertung meiner relevanten Sicherheitssituation aus Ihrer Sicht mit und legen Sie mir dar, wie auch ich künftig ein angstfreies und würdevolles Leben leben kann.“
(Quelle: Georg Gallus jr.)
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