24.09.2019 09:31 Uhr
Pressemitteilung DRK-Kreisverband Göppingen; Margit Haas:
Minuten, die Leben retten können
Zum sechsten Mal demonstrierten der DRK Kreisverband Göppingen und die Ärzte der Kreiskliniken auf dem Göppinger Marktplatz und im Nell Mezzo in Geislingen mit der Aktion „100 pro Reanimation“ wie einfach es ist, ein Leben zu retten.
„Es ist lebenswichtig, bei einem Herzstillstand sofort eine Herzdruckmassage durchzuführen“, betont Ulrich Kienzle, stellvertretender Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Göppingen-Schurwald. Wird sofort mit der Herzdruckmassage sofort begonnen, verdoppelt bis verdreifacht sich die Überlebenschance. Damit möglichst Viele wissen, wie sind bei einem Herzstillstand richtig reagieren sollen, wurde die Aktion „100 pro Reanimation“ ins Leben gerufen.
„Prüfen, rufen, drücken“, erinnert sich Doris Mackh an die Botschaft der Kampagne. Gemeinsam mit ihrem Mann Werner steht sie am Informationsstand des DRK Kreisverbandes Göppingen auf dem Göppinger Marktplatz. „Sie besuchen uns wie viele andere jedes Jahr hier am Stand“, freut sich Ulrich Kienzle. Natürlich lassen es sich die beiden auch nicht nehmen, die Reanimation an einem der beiden Phantom genannten Reanimationsoberkörper zu testen. „Wenn der Patient bewusstlos ist und nicht mehr ansprechbar, sollte der Rettungsdienst alarmiert werden“, erklärt die Notärztin Dr. Nicola Kandhari. „Danach sollte man dann unverzüglich mit der Herzdruckmassage beginnen. Jede Minute zählt“, fügt die Ärztin hinzu. 100-mal in der Minute wird dabei mit beiden übereinanderliegenden Händen mittig auf den Brustkorb gedrückt. „Das ist extrem anstrengend, zumal die Frequenz und die Tiefe des Drucks entscheidend sind“, betont Ulrich Kienzle. „Holen sie sich Hilfe von den Umstehenden, sprechen sie die Leute direkt an“, rät der Arzt Sebastian Fischle, der gerade eine Besucherin am DRK-Infostand die Funktion des automatischen Defibrillators zeigt. „Muss man heute nicht mehr zusätzlich beatmen?“, erkundigt sich ein Besucher. „Das ist in der Laienreanimation nicht mehr notwendig. Viel wichtiger ist, dass der Blutkreislauf durch das Herz aufrechterhalten wird. Das Blut enthält noch genügend Sauerstoff, bis der Rettungsdienst eintrifft“, erklärt Dr. Nicola Kandhari. Im Landkreis bieten die Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle zudem eine angeleitete Reanimation über das Telefon an. Auch kleine Besucher wagen sich an die Reanimation und freuen sich über Gummibärchen und ein kleines Paket mit Pflastern. „Die Resonanz ist hier in der Göppinger Fußgängerzone sehr gut und die Leute fragen gezielt nach“, freut sich Tobias Neugebauer, stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter des DRK-Kreisverbandes Göppingen über das Interesse der Passanten.
Mit fünf Ärzten, DRK-Sanitätern, elf Jugendrotkreuzlern und sechs Dummies beteiligte sich auch der DRK-Ortsverein Geislingen und die Alb-Fils-Kliniken an der bundesweiten Aktion. Im Nell Mezzo, wo sie zwei Stationen aufgebaut hatten, hielten sich die Passanten zuerst zurück. „Oft sind es Kinder, die sich interessieren, dann kommen die Eltern“, stellt die Sanitäterin Jessica Rödl fest. Andere Passanten freuen sich, unverhofft fast verschüttetes Wissen aufzufrischen. Für Elisabeth Biesinger aus Geislingen „ist das heute eine gewisse Bestätigung, dass ich das, was ich gelernt hatte, nicht vergessen habe. Und auch anwenden kann.“ Manches habe sich aber verändert. „Etwa bei der Stabilen Seitenlage“, sagt sie.
„Wichtig ist, dass man sich traut zu helfen“, betont Raimund Matosic. Immerhin sei der plötzliche Herztod in Deutschland die häufigste Todesursache mit mehr als 100000 Fällen im Jahr. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass Leben retten durch Wiederbelebung nicht schwierig ist und dass jeder helfen kann. Und das so realitätsnah wie möglich.“ Der Kreis- und Ortsbereitschaftsleiter des DRK weiß, dass in vielen Köpfen immer noch eine Distanz zu diesem Thema vorherrscht. „Die meisten haben Erste Hilfe während ihrer Führerscheinprüfung mal gemacht – und das war’s dann.“ Wenn ungeübte Personen dann mit einem Ernstfall konfrontiert werden, seien sie oft hilflos. „Dabei sind die ersten Minuten nach einem Herzstillstand ultimativ wichtig“, betont auch er. Dass man so etwas wie eine erfolgreiche Lebensrettung niemals vergisst, weiß Helmut Biesinger. Vor etwa 50 Jahre konnte er an einem Strand in Spanien mit Herzdruckmassage einen Belgier am Leben halten. „Total anstrengend“ sei dies gewesen. „Das vergisst man nie“, bekräftigt der 72-Jährige.
Kasten:
Die Aktion „100 pro Reanimation“ wurde vor sechs Jahren vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten, der „Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ in Kooperation mit dem Verein German Resuscitation Council und der Stiftung Deutsche Anästhesiologie unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums gegründet. Bei der jährlich stattfindenden Woche der Reanimation wird mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen für die Reanimation geworben.
(Foto: DRK Kreisverband Göppingen)
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